Erfolgreiche professionelle Zusammenarbeit

 Einleitung

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Die (Vor)Schule als soziale Organisation ist wesentlich mehr, als eine bloße, physische Einrichtung, mehr als ein Gebäude oder ein Lehrplan. Sie ist in erster Linie Interaktion zwischen Menschen. Der Lernprozess entspricht der Qualität der von den Fachkräften etablierten Beziehungen. Robbins (1995) definiert das Netzwerken an Schulen als: „ein vertrauensvoller Prozess, in dem zwei oder mehr professionelle Kollegen zusammen arbeiten, um die aktuelle Praxis zu reflektieren, neue Fähigkeiten aufzubauen und bestehende zu erweitern und zu verfeinern, Ideen zu teilen, anwendungsbezogene Forschungen zu leiten, einander zu lehren und Probleme im Arbeitsumfeld zu lösen.“ ie Praxis in diesem Umfeld zu verbessern ermöglicht es Schulen, die Fähigkeiten der Lehrer/-innen steigern zu können.

Der gegenseitige Austausch am Arbeitsplatz von Informationen, Erfahrungen und täglichen Themen, kann dabei helfen, eine ausgeglichene Arbeitsweise zu kreieren. Das bedeutet, dass Lehrer/-innen, Direktor/-innen und Psycholog/-innen ihre Erfahrungen teilen sollten, um das eigene Arbeitsumfeld zu gestalten. Die persönliche Entwicklung ist eine der wichtigsten Anliegen für Lehrer/-innen oder andere Fachkräfte im Bildungsbereich. Wie wir wissen, ist die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Individuen an den Schulen nicht stark verbreitet, obwohl es eine gute Art wäre, um miteinander zu arbeiten. Deshalb laden wir Fachkräfte dazu ein, Aktivitäten durchzuführen und weiterzuentwickeln, welche die gegenseitige Unterstützung von Lehrer/-innen durch Coaching, Mentoring und Gruppen-Netzwerken fördern und eine hohe Qualität von persönlichen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten, sowie gegenseitiges Vertrauen, Bewusstsein und Respekt sichern. Wenn Lehrer/-innen sich mit herausfordernden Situationen konfrontiert sehen, kann es sein, dass sie mit den aufkommenden negativen Emotionen, die als Konsequenz auf die tägliche Arbeit entstehen, nicht umgehen können. Dann kann Stress, Hoffnungslosigkeit und Stagnation überhand nehmen. Die Toleranz eines Individuums kann sinken, ebenso wie der persönliche Einsatz, jegliche Art von weiterer Herausforderung anzugehen.

Wenn wir über Teamwork in Schulen sprechen, ist es wichtig die täglich zu bewältigenden Situationen der Lehrer/-innen und den Stress innerhalb des Arbeitsumfeldes objektiv zu verstehen. Der beste Weg, um diese Probleme effektiv zu lösen und die Lehrer/-innen zu unterstützen, ist der Einsatz von Netzwerken. Wie kann man Konflikte vermeiden und lernen, anderen Gefühlen gegenüber aufmerksam zu sein und den Ausdruck anderer zu interpretieren?

Indem wir kooperative und unterstützende Beziehungen aufbauen, streben wir die Entwicklung von „authentischen Beziehungen“ an, nicht nur unter Lehrer/-innen, sondern auch zwischen Lehrer/-innen und Schüler/-innen. Diese ziel kann erreicht werden, wenn Lehrer/-innen den Schüler/-innen positiv gesonnen sind und sich beständig und fair verhalten und dadurch das Vertrauen der Schüler/-innen gewinnen. Es ist wichtig, dass die Lehrer/-innen realisieren und demonstrieren, dass Kommunikation mit den Schüler/-innen bedeutet „rede soviel, wie du zuhörst“. Sie sollten sicherstellen, dass der Klassenraum ein Ort ist, wo Schüler/-innen Lernerfahrungen machen können, ohne Angst vor Bestrafung haben zu müssen.

Strategien zwischen Lehrer/-innen

Es gibt verschiedene Strukturen, Methoden und Systeme, die eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen und unter Lehrer/-innen bewirken. Jede Art von Zusammenarbeit sollte sich durch symmetrische Kommunikation, also eine Kommunikation auf Augenhöhe, auszeichnen und auf das Vertrauen aller Gruppenmitglieder gründen. Wenn diese beiden Voraussetzungen gegeben sind, wird die Zusammenarbeit: das Engagement, die Qualität des Denkens und die sozialen Beziehungen effektiv stärken und die Arbeitsbelastung reduzieren. Die Schulleitung muss in alle Prozesse und alle Gruppen involviert sein. Die Strategie kann ohne das Einverständnis aller Partner nicht erfolgreich sein.

  • Der Studiengruppen Ansatz

Diese Gruppen eignen sich um professionell und fachlich zu wachsen. Die unterstützenden Gruppen werden durch die Lehrer/-innen oder Erzieher/-innen innerhalb der (Vor)Schule selbst gebildet. Diese Gruppen entwickeln Ansätze um allen aufkommenden Bedürfnissen von Lehrer/-innen und Schüler/-innen entgegen zu kommen. Dabei werden kleine Gruppen von Kolleg/-innen eines selben Arbeitsplatzes gebildet, welche zusammen an Anliegen arbeiten, die sie selbst vorschlagen. Lösungsansätze und Vorgehensweisen werden durch das kombinierte Wissen des gesamten Teams erarbeitet.

  • Co-Teaching

Co-Teaching wird durch zwei Lehrer/-innen, die gemeinsam im selben Gruppen-Klassenraum arbeiten umgesetzt. Zumeist hat ein/e Lehrer/-in die Hauptverantwortung, während der/die assistierende Lehrer/-in sich auf die Unterstützung der einzelnen Schüler/-innen konzentriert, Verhaltensweisen beobachtet und bei Fragen hilft. Lehrer/-innen und andere Kolleg/-innen lernen von der Interaktion. Diese Zusammenarbeit wird zu einem essentiellen Werkzeug, das Lehrer/-innen die rücksichtsvolle Umsetzung von Übungen sowie die Evaluation ermöglicht. Co-Teaching ist eine wichtige Quelle, um ein Maximum an effektivem Lehren zu erreichen.

  • Gegenseitige Beobachtung

Diese Methode besteht aus der Beobachtung der Unterrichtsumsetzung eines/r Kollegen/-in. Dies kann sowohl durch einen tatsächlichen Unterrichtsbesuch oder durch eine Videoaufnahme geschehen. Ziel der Beobachtung ist es, andere Wege des Arbeitens zu entdecken und gleichzeitig unsere eigene Art des Arbeitens aus Sicht eines Anderen Experten reflektieren zu können.

Bedingungen, um Zusammenarbeit an (Vor)Schulen zu fördern

(Ainscow & West, 2006)

  • Anreize für Veränderungen schaffen und ein gemeinsames Ziel innerhalb und zwischen den Schulgemeinschaften fördern.
  • Kollektive Verantwortung für das gesamte Schulgeschehen innerhalb einer Gruppe oder eines Netzwerks.
  • Das Engagement der Schulleitung und der erfahrenen Lehrer/-innen.
  • Erkennen von gemeinsamen Prioritäten, um Verbesserungen mit dem Gefühl von Relevanz durchzuführen.
  • Externe Ratschläge (Berater, Supervisoren, Experten) mit Glaubwürdigkeit und Engagement für Verbesserungen an Schulen.
  • Vertrauen und Unterstützung der lokalen Autoritäten gegenüber dem Ansatz der Zusammenarbeit.

  Übung

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Titel: Lehren in Zusammenarbeit

Ziele: In dieser Aktivität raten wir Lehrer/-innen ein Co-Teaching zu entwickeln. Dabei stimmen Lehrer/-innen der Zusammenarbeit mit einem Kollegen/einer Kollegin zu. Diese Arbeitsgruppe findet in einem bestimmten Bereich, innerhalb eines Workshops oder als gegenseitige Beobachtung statt.

Inhalte: Um die Aktivität durchzuführen, ist es anzuraten, die Inhalte durch folgendes Schema zu implementieren:

  • Erarbeitung einer Liste von Zielen und Gründen der Aktivität
  • Absprache über die Dauer der Zusammenarbeit
  • Festhalten einer detaillierten Beschreibung der Prinzipien der Kooperation (Rollen der Lehrer/-innen, Regeln, Kommunikation…)
  • Absprache über die Evaluationskriterien für die erreichten Ergebnisse
  • Bewertung der Ergebnisse (für sich selbst stehend und zum Vergleich)

Material:

  • Je nach Einrichtung und Unterricht
  • Tagebuch (Erarbeiten eines täglichen Berichts über die Kooperation)

 Fallstudien

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In der Kindertagesstätte Garstang begann die Leitung damit, ihre Vision zur Verbesserung der Beziehungen in der Vorschule mitzuteilen. Die Leiterin, Sandra, versuchte ihr Team von dem Einsatz qualitativen hochwertigen Lehrens, durch Aktivitäten, wie spielerisches Lernen, zu überzeugen. Durch eine Umfrage erkannte das Team, dass der sinnvollste Weg, um das Lehren und den Lernprozess der Kinder zu verbessern, eine Erweiterung der eigenen Fähigkeiten und des pädagogischen Wissens ist.

Dies erreichten sie durch einen zwei-Komponenten-Ansatz:

  • regelmäßiges Personaltraining und Entwicklung von beruflichen und fachlichen Fähigkeiten;
  • und Besuche anderer Einrichtungen und Vorschulen, um von außenstehenden Experten/Erzieher/-innen/Kolleg/-innen zu lernen.

Personal willigte zu beiden Komponenten ein und war bereit persönliche Kosten, wie finanzielle Ausgaben, Zeit und Energie beizusteuern. Fünf Erzieher/-innen haben nun Abschlüsse im Bereich der frühen Bildung erreicht und zwei absolvierten einen Leitungsstatus in früher Bildung. Alle Kurse decken ein weitreichendes Feld der frühen Bildung ab. Wenn möglich organisieren die Mitarbeiter/-innen gemeinsame Trainings, auch am Wochenende, da die Erfahrung zeigte, dass dies hilft, um die tägliche Arbeit zu reflektieren und gemeinsam zu diskutieren, was in der Praxis verbessert werden könnte. Einfache Veränderungen konnten den Lernerfolg von Kindern schnell verbessern, zum Beispiel: „Die Einführung eines kleinen Cafés mit Snacks, was von den Kindern geführt wird, regelmäßiges, freies Lernen und Spielen in allen Räumen und Außenbereichen.“

Routinen sind hilfreich, aber Aktivitäten der Kinder dürfen nicht unterbrochen werden, wenn diese gerade dabei sind, sich zu konzentrieren und zu engagieren. Es herrscht nun eine bessere Balance zwischen der Anleitung von Erwachsenen und den von Kindern initiierten Aktivitäten, mit speziellen Aktionen, die klar auf Einzel- und Gruppenarbeit ausgerichtet sind. Die Flexibilität stellt sicher, dass das gesamte Personal sowohl die Zeit hat die Gruppenarbeit durchzuführen und zu reflektieren, als auch die Möglichkeit kommende Aktivitäten zu planen, vorzubereiten und die nötigen Materialien bereitzustellen.

Fragen zur Reflexion:

  • Welche Schlüsselfaktoren haben dieses Projekt erfolgreich gemacht?
  • Welchen Einfluss hatte es auf die Kinder und die Mitarbeitenden und wie kann dies erklärt werden?
  • Was verändert die Balance des Lernprozesses?
  • Halten Sie diesen Ansatz für sinnvoll, um das Engagement der Kinder zu stärken? Warum/Warum nicht?