Spezielle Bedürfnisse und personalisierte Aufgaben

 Einleitung

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SchülerInnen mit Lernschwierigkeiten stellen immer eine Herausforderung dar, diese SchülerInnen können lernen, aber erfordern oft viel Führung, Lehren der Basisfähigkeit im Leben, oder Unterstützung bei der täglichen Betreuung (Lehrende fühlen oft Angst und Besorgnis, wenn sie erstmals aufgefordert sind SchülerInnen mit ernsten Handicaps im Klassenzimmer normal zu behandeln). Diese Übung bezieht sich auf eine Anzahl von Begriffen aus der Literatur: Integration, Mainstream und Einbeziehung, eines der Themen, mit dem die Lehrenden heutzutage konfrontiert sind, sind der Anstoß Kinder mit ernsten Handicaps in reguläre Klassen zu integrieren, das impliziert, dass die Integration aller SchülerInnen in die Klasse das vorrangige Ziel ist, beginnend mit jenen SchülerInnen, die zuvor ausgelassen wurden – SchülerInnen mit speziellen Bedürfnissen.

Alle Kinder mit speziellen Bedürfnissen haben ein Recht auf gleiche Chancen in einer regulären Klasse und brauchen ein reguläres Klassenumfeld und Stimulation von typischen Peers um funktionelle Lebens- und Arbeitsfähigkeiten erhalten zu können und soziale Beziehungen zu entwickeln (Thousand & Villa, 1991). Aus einer erzieherischen Perspektive wurde die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit gelegt, dass Kinder mit Handicaps zumindest einen Teil des Tages mit typischen Peers zusammen sein sollten, um soziale Fähigkeiten zu erlernen und anzuwenden. Stainback (1988, 1990, 1992a) tritt dafür ein, dass durch das Einbeziehen von Kindern mit ernsten Handicaps alle Schüler profitieren. Die SchülerInnen können sich gegenseitig unterstützen, Freundschaften entwickeln und individuelle Unterschiede akzeptieren lernen. Durch den Nutzen für alle Schüler, schlossen viele AutorInnen daraus, dass eine Separierung von der normalen Klasse nicht zu rechtfertigen ist.

Im Folgenden ist eine Liste von positive Qualitäten für Lehrende von gefährdeten SchülerInnen (z.B., neue MigrantenschülerInnen mit speziellen Bedürfnissen) dargestellt.

Effektive Lehrende von gefährdeten SchülerInnen zeigen dieselben Charakteristika wie andere effektive Lehrende; wie auch immer, Lehrende von gefährdeten SchülerInnen verstehen und kommen den einzigartigen Herausforderungen von gefährdeten SchülerInnen entgegen. Sie reagieren auf die akademischen, sozialen und emotionalen Bedürfnisse der SchülerInnen. Die folgende Liste der positiven Qualitäten und rote Flaggen von ineffektivem Lehren erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber sie unterstreicht bestimmte Aspekte von effektivem Lehren.

Positive Qualitäten

  • Lernen die Kulturen der SchülerInnen kennen
  • Schenken Sprachproblemen Aufmerksamkeit
  • Erhebt Themen, die sich mit den Gemeinschaften der SchülerInnen konfrontieren
  • Glaubt daran, dass alle SchülerInnen in einer schwierigen Situation zu Hause erfolgreich sein können
  • Etabliert Regeln und Prozesse am ersten Schultag
  • Belohnt positives Verhalten
  • Stellt sicher, dass die SchülerInnen offen sind für die Inhalte und Fähigkeiten, von denen erwartet wird, dass sie sie kennen
  • Ermutigt SchülerInnen zu übergeordneten Denk-Aktivitäten
  • Verwenden einer Vielzahl von Instruktionsstrategien
  • Erwarten von SchülerInnen vollständige Arbeiten abzugeben
  • Verwenden sowohl schwieriger als auch leichterer Fragen in der Klasse
  • Sieht Zeit für das Reflektieren von Fragen vor
  • Machen spezifizierte Kommentare zu den Beurteilungen
  • Gibt spezifiziertes Feedback bei den Korrekturen ohne verallgemeinernde schlechte Kommentare wie “schlechte Arbeit” zu geben

Rote Flaggen des ineffektiven Trainings

  • Glaubt, dass SchülerInnen familiäre und gesellschaftliche Probleme nicht überwinden können
  • Verweigern von Hilfe vor oder nach der Schule
  • Lässt die Geduld vermissen, mit den einzigartigen Lernbedürfnissen der SchülerInnen umzugehen
  • Betonen eher negative als positive Verstärkungen
  • Machen den SchülerInnen die Verhaltenserwartungen nicht klar
  • Werden von SchülerInnen als “böse” oder “unfair” beschrieben
  • Versagen beim Intervenieren in schwierigen Situationen
  • Versäumen es Regions- oder landesspezifische Themen in den Lehrplan aufzunehmen
  • Planen eher niederschwelliges Wissen und Zusammenfassungen von Inhalten und Fähigkeiten
  • Verwenden immer dieselben, täglichen, wenigen Instruktionsstrategien
  • Akzeptieren nur teilweise oder schwache ausgearbeitete Arbeiten ohne eine Vervollständigung zu erwarten
  • Verwenden hauptsächlich niederschwellige Fragen bei der Klassenanleitung
  • Sehen keine oder wenig Zeit vor gestellte Fragen zu beantworten
  • Gibt Beurteilungen mit wenig oder keinem konstruktiven Feedback zurück
  • Machen verallgemeinernde und negative Kommentare über die Arbeiten der SchülerInnen

Im Folgenden eine Liste von einigen gemeinsamen Indikatoren von lernbehinderten SchülerInnen. Diese Merkmale sind nicht isoliert, eher treten sie in verschiedenen Abstufungen und Beiträgen bei SchülerInnen mit Lernbehinderungen auf. Ein/e lernbehinderte SchülerIn:

  • Hat eine schlechtes akustisches Gedächtnis – Kurzzeit und Langzeit.
  • Hat eine niedrige Toleranz- und eine hohe Frustrationsschwelle.
  • Hat einen niedrigen Selbstwert.
  • Ist leicht abzulenken.
  • Findet es schwierig bis unmöglich, sich ausgedehnte Zeitspannen auf eine Aufgabe zu konzentrieren.
  • Ist spontan in seinen/ihren Ausdrücken; kann oft die Emotionen nicht kontrollieren.
  • Ist leicht zu verwirren.
  • Ist verbal schwierig.
  • Hat Schwierigkeiten mit Anderen in Klein- oder Großgruppen zu arbeiten.
  • Hat Schwierigkeiten komplizierten Anweisungen zu folgen oder sie über einen längeren Zeitraum im Gedächtnis zu behalten.
  • Hat Koordinationsprobleme sowohl mit großen als auch mit kleinen Muskelgruppen.
  • Ist unflexibel im Denken; ist aber andererseits auch schwer zu überreden.
  • Kann schlecht mit der Hand schreiben.
  • Hat kein Zeitmanagement.

Support-Dienstleister. Teammitglieder, die Klassenlehrenden Unterstützung bieten könnten sind: SchuldirektorInnen, SonderschullehrerInnen und BeraterInnen, KollegInnen, Paraprofessionals, Eltern und die SchülerInnen selbst.

Nutzen von kollaborierenden Teams (Kreis der Unterstützung). Die Praxis kollaborative Teams und Gruppenentscheidungen anzuwenden, ist ein Schlüsselfaktor, um ein Optimum bei den Schulergebnissen erreichen zu können, durch Verschmelzen von speziellen und allgemeinen Erziehungsstrategien. Vorbereitung: Ein Teil der Vorbereitung sollte sich allen relevanten Informationen zum Kind widmen. Das Kennenlernen der medizinischen und/oder erzieherischen Geschichte des Kindes, sein soziales und familiäres Umfeld, sein kulturelles Gepäck, die Situation der Eltern, die Art der speziellen Bedürfnisse, das Potenzial der Schwierigkeiten, erlaubt den Lehrenden die Erwartungen für das Kind und die eigenen einzuschätzen.

Vorschläge für Lehrende

  1. Halte eine dauernde Kommunikation mit der Administration und dem Unterstützungspersonal aufrecht. Mach deine Bedürfnisse bekannt und frage nach diesem Support, das wird deine Effektivität in der Klasse für alle SchülerInnen verbessern – auch von Jenen mit besonderen Bedürfnissen.
  2. Stelle sicher, dass die relevante Information über das Kind, das zu dir in die Klasse kommt, so schnell als möglich vorliegt. Fordere einen Besuch beim Umfeld des Kindes und ein Treffen mit den Eltern, um diese Information zu ergänzen und um sich ein Bild von vernünftigen Erwartungen für das Kind und für dich selbst zu machen.
  3. Wenn ein/e HilfslehrerIn für den ganzen Tag oder einen Teil davon eingesetzt ist, verwende dieses Individuum nicht nur um dem Kind mit den besonderen Bedürfnissen zu helfen, sondern allen SchülerInnen und auch dir.
  4. Nutze den Support von KollegInnen in der Schule und außerhalb. Netzwerke mit anderen LehrerInnen, die sich mit SchülerInnen mit herausfordernden Bedürfnissen beschäftigen. Wenn es sinnvoll ist, fordere, dass der/die BeraterIn ein Netzwerktreffen arrangiert und ermöglicht.
  5. Erkenne, dass die Ziele für ein Kind mit multiplen oder ernsten Handicaps anders sind, aber genauso bedeutend wie die der “typischen SchülerInnen“. Feiere diese Erfolge, sowohl die kleinen als auch die großen.
  6. Fokussiere die Stärken der SchülerInnen und sei unterstützend bei Schwächen. Deine SchülerInnen müssen wissen, dass du an sie glaubst. Die Belohnungen für dich und deine SchülerInnen werden riesig sein.

 Übung

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Titel: Den Bedürfnissen für besondere Bedürfnisse gerecht werden

Ziel: Die Vorbereitung von Lehrenden, um mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen in der Klasse arbeiten zu können.

Inhalte:

1. Selbstreflexion:

Bedenke, dass die positiven und negativen Verhaltensweisen der Lehrenden einen großen Einfluss auf die Effektivität in der Klasse haben und, letztlich, auf die Leistung der SchülerInnen. Einige spezifische Charakteristika von LehrerInnen-Verantwortlichkeiten und LehrerInnen-Verhalten, die direkt zu einem effektiven Lehren beitragen, sind hier für verschiedene Kategorien aufgeführt:

  • Vergiss nicht, dass der/die LehrerIn eine Person ist.
  • Analysiere das Klassenmanagement.
  • Konzentriere dich auch auf die Planung und Organisation der Anleitungen.
  • Strategien und Zeitschiene bei der Einsetzung von Anleitungen.
  • Das Monitoring des Fortschrittes und des Potenzial der SchülerInnen ist eine wichtige Aufgabe.
  • Professionalismus im ganzen Prozess.

2. Evaluierung, Revision, Kreation:

Du kannst diese Checkliste verwenden, wenn du mit SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen in deiner Klasse arbeitest:

  • Alle relevanten Informationen zum Kind bevor es in die Klasse eingeführt wird: Informationen zur medizinischen und/oder erzieherischen Geschichte, die Art der besonderen Bedürfnisse, das Potenzial und die Schwierigkeiten.
  • Besuche das Umfeld des Kindes.
  • Triff seine Eltern.
  • Reflexion über meine Erwartungen.
  • Unterstützung suchen und über meine Gefühle sprechen.
  • Entwickle den “Kreis der Unterstützung”.

Schritt 1: Definiere die Ziele der Supportgruppe, das notwendige Support-Profil, Interventionsprotokollblätter, Meeting-Plan. Bezugsprotokolle, Monitoringmethode.

Schritt 2: Netzwerken mit engen LehrerInnen, die auch mit SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen arbeiten. Binde ein: SchuldirektorInnen, SonderschullerehrInnen und BeraterInnen, KollegInnen, Paraprofessionals, Eltern und die SchülerInnen selbst.

  • Nimm an externen Kollaborationsteams teil.
  • Bitte um Unterstützung, um die Effektivität in der Klasse für alle SchülerInnen zu erhöhen (entwickeln von SchülerInnen-Leadership).

Materials: Papier, Stifte, Agenda, Computer.

 Fallstudien

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George ist ein 8-jähriger Schüler, der Merkmale einer intellektuellen Begabung zeigt. Er hat einen großen Wortschatz (er drückt sich mit seinem Alter in unüblichen Worten aus), er schreibt ohne Rechtschreibfehler, er löst einfach mathematische Operationen, er versteht Erklärungen schnell, etc.

Das psychopädagogische Team der Schule berichtet, das George die Fähigkeiten seiner Klasse entsprechend meistert und das er eine überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeit und einen hohen Grad an Kreativität hat.

Er hat keine speziellen Freunde und er ist individuell. Einige SchülerInnen machen sich über ihn lustig und nennen ihn „Streber“.

Er hat ein gutes Benehmen wenn er in der Klasse arbeitet, aber wenn er fertig ist und er ist üblicherweise der Erste) zeigt er ein störendes Verhalten.

Reflexionsfragen:

  • Glaubst du, dass du eine Vorbereitung brauchst, um mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu arbeiten? Erkäre wenn du sie brauchst warum?
  • Wenn du über George vor dem Schulstart informiert gewesen wärst, würdest du Maßnahmen im Vorfeld ergreifen?
  • Welche Strategien würdest du einsetzen um das Lernen und die Entwicklung dieses speziellen Schülers zu unterstützen?
  • Würdest du Regeln und Prozesse am ersten Schultag aufstellen um die Aussichten einer Einbindung in die Klasse zu verbessern? In welcher Art?
  • Wie würdest du handeln, wenn George störendes Verhalten zeigt.
  • Was würdest du tun, um das störende Verhalten zu verhindern?
  • Was würdest du tun, wenn andere SchülerInnen George verulken?
  • Hältst du es für wichtig mit den SchülerInnen über besondere Bedürfnisse zu sprechen? Wenn ja, rechtfertige den Grund warum.
  • Wie kann es überwunden werden?
  • Würdest du SchülerInnen aus anderen Klassen als Support engagieren?
  • Würdest du die Eltern als Support einbinden?
  • Würdest du ein Kollaborationsteam um Unterstützung bitten (Kreis der Unterstützung)? Bitte erkläre dein Konzept.
  • Welche Strategien würdest du einsetzen um integrativ in der Klasse zu arbeiten?