Die Einführung von Grundregeln

 Einleitung

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Grundregeln einzuführen erfordert ausdrücken und festsetzen von Erwartungen, klare Formulierungen der Regeln und Konsequenzen, wenn diese Regeln nicht beachtet werden. Der klare Ausdruck der Regeln und die Konsequenzen minimieren den Bedarf von korrektiven Maßnahmen, ergo die aktuelle Implementierung von Konsequenzen. Regeln sind Verhaltensnormen für jede Situation. Sie müssen von Prozessen unterschieden werden, die in einer bestimmten Situation angewendet werden. Zum Beispiel die Grundregel “aufzuzeigen”, wenn man kommunizieren will kann zu Missverständnissen führen, welches Verhalten bei Gruppenarbeiten und Diskussionen der ganzen Klasse erwartet wird. Anhand einer Anzahl von Prozessen den SchülerInnen klar zu machen, welches Verhalten bei bestimmten Tätigkeiten erwartet wird, kann Missverständnisse ausräumen. Für ein klares und umfassendes Regelwerk in der Klasse, ist es erforderlich, positive Formulierungen für die bestimmte Regeln zu finden, anstatt eines Verbots und die Anzahl der Regeln zu verdichten, um es den SchülerInnen leichter zu machen sie sich zu merken.

Die Regeln sollten auf eine altersgerechte Art eingeführt werden, damit sie verstanden werden können und es realistisch ist, sie einhalten zu können. Die Regeln sollten fair sein und Spielraum für Diskussionen bieten. Die Mitsprache beim Festsetzen der Regeln kann die Anstrengung der SchülerInnen erhöhen, zu den Regeln zu stehen. Ein Beispiel, wenn SchülerInnen nach dem Unterschied einer effektiven und ineffektiven Klasse gefragt werden, können ihre Antworten für die Formulierungen der Grundregeln herangezogen werden. Die LehrerInnen dienen als Vorbilder, die diese allgemeinen Prinzipien jeden Tag leben, z. B. kommen sie immer vorbereitet zum Unterricht und geben schriftliche Arbeiten zeitgerecht zurück. In Verbindung dazu sollten sich die LehrerInnen überlegen, welche Atmosphäre und welche Lernumgebung sie schaffen wollen. Die vereinbarten Regeln reflektieren diese Grundgedanken.

Die Festlegung von Konsequenzen erfordert, dass die SchülerInnen eine klare Vorstellung davon haben, welche Situation auftaucht, wenn sie die Regeln nicht einhalten, bevor die Situation auftaucht. Aus diesem Grund ist es hilfreich wenn die SchülerInnen die Ursache und Wirkung von Regeln und Konsequenzen verstehen und, dass sie einen Einfluss darauf haben, indem sie wählen, wie sie sich verhalten. Auf diese Art werden die SchülerInnen in ihrer Entwicklung der Selbstdisziplin unterstützt.

Konsequenzen sind dann effektiv, wenn sie für die SchülerInnen logisch sind. Weiters sollten sie abgestuft werden, um den SchülerInnen eine passende Warnung zu geben, bevor eine ernsthafte Strafe erfolgt. Wie auch immer, die Würde der SchülerInnen muss immer beachtet werden.

Die Art der Konsequenzen, die LehrerInnen wählen, ist mit ihrem Lehrstil verbunden, sie setzen die Regeln fest, die zum Verständnis der SchülerInnen passen. Ein Beispiel, wenn eine Diskussion in der Klasse geführt wird und es gibt bestimmte Prozesse für die Kommunikation bei Aktivitäten der ganzen Klasse, dürfen SchülerInnen, die herausschreien nicht damit bestraft werden, dass sie aus der Gruppe entfernt werden und auf der Seite still sitzen müssen.

Um die Selbstdisziplin der SchülerInnen zu fördern, ist es hilfreich, ihnen zu zeigen wo sie gerade in der Stufenfolge der Konsequenzen stehen. Es wird vorausgesetzt, dass SchülerInnen beim Befolgen von Regeln und der Selbstkontrolle eifriger sind, wenn ihre Fortschritte beim Verhalten offensichtlich sind und zurückverfolgt werden können.

Erwartungen bezüglich des Verhaltens sind effektiver wenn sie bereits am Beginn des Jahres angedacht wurden und während des Jahres überprüft werden. Der Bildungsforscher Robert Marzano empfiehlt diesen Prozess mit Vergleichen mit dem realen Leben zu beginnen. Die meisten SchülerInnen haben ein Gespür dafür, welches Verhalten in verschiedenen Situationen erwartet wird. Ein Beispiel, sie erkennen, dass ein Arzttermin im Verhalten nach anderen Regeln funktioniert als mit Freunden zu spielen. Eine Diskussion über Regeln außerhalb der Schule, ist eine gute Vorbereitung für die Diskussion der Klassenzimmerregeln.

Weiters stehen Regeln und Prinzipien in enger Verbindung mit den Lernzielen. Ein Beispiel, wenn SchülerInnen die Regel “höre zu, wenn jemand anderer spricht“ befolgen, haben sie die Möglichkeit voneinander zu lernen. Praktische Beispiele für jede Regel unterstützen das Bewusstsein der SchülerInnen für Zweck und Nutzen der Regeln. Wenn man für das Erreichen von Verhaltenszielen genau so viel aufwendet, wie für das Erreichen von akademischen Zielen, motiviert das die SchülerInnen, sie einzuhalten.

 Übung

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SCHRITT 1

Titel: Formulieren von Klassenprinzipien

Ziele: Fördern von effektivem Lernen durch das Setzen von Zielen

Inhalte: Bei dieser Übung wirst du gebeten die beschriebenen Schritte zu befolgen, um Richtlinien für Klassenzimmerprinzipien zu kreieren. In einem ersten Schritt lese bitte die Punkte unten und schreibe einen kurzen Absatz zu jedem Punkt, dessen Inhalt dir als relevant für den Zusammenhang mit deinem Klassenzimmer erscheint. Zur Unterstützung/Inspiration kannst du auch noch Material online recherchieren. Wenn du die Aufgabe erledigt hast, kann die Liste als Tool in der Klasse verwendet werden.

Klassenzimmer-Prinzipien kreieren:

  1. Kläre die Erwartungen der SchülerInnen/LehrerInnen.
  2. Setze Ziele für die gesamte Klasse.
  3. Bitte die SchülerInnen ein individuelles Ziel zu nennen, das sie im kommenden Jahr erreichen wollen.
  4. Setze Grundregeln für das Verhalten in der Klasse fest (Pünktlichkeit, Respekt vor den Anderen und vor den Dingen der Anderen, aufzeigen anstatt herauszurufen in der Klasse, etc.).
  5. Erkläre warum Regeln notwendig und hilfreich für friedliche Interaktion und Arbeit sind.
  6. Kläre wie das Lernen arrangiert und bewertet wird.
  7. Schaffe einen offenen Raum für Diskussion und Feedback.
  8. Frage die SchülerInnen, ob sie irgendwelche Wünsche für die Regeln in der Klasse haben.
  9. Füge eigene Ideen dazu…

Material: Paper, Stifte, Flipchart-Papier, Buntstifte

SCHRITT 2

Titel: Gegenseitiges Verständnis

Ziel: Logische Regeln festsetzen auf Grund von gemeinsamen Verständnis und gemeinsamen Werten

Inhalte: Für diese Übung kann das Ergebnis, namentlich die in Schritt 1 angefertigte Liste, verwendet werden. Die Regeln und Ziele, die vorher kreiert wurden, kann SchülerInnen vorgestellt werden, um sie transparenter und verständlicher für sie zu machen. Plane und schreibe auf, wie du den Nutzen der Regeln erklären würdest und wie jede einzelne Regel mit dem Lernziel verknüpft ist.

Zum Beispiel die Regel “zuhören, wenn jemand anderer spricht” dient dazu, dass SchülerInnen vom Wissen der Anderen profitieren können. Im Unterricht können die SchülerInnen Ideen sammeln, was jede Regel bedeutet und Beispiele finden wie diese Regeln in der Praxis aussehen (und wie nicht).

Zu diesem Zweck kannst du ein paar SchülerInnen bitten, ein freiwilliges Rollenspiel durchzuführen, wie es ist, wenn man die Regeln befolgt/nicht befolgt und wie die Konsequenzen aussehen.
Schreibe die gemeinsamen und erprobten Regeln auf Flipchart-Papier und bitte die SchülerInnen sie mit einer kleinen Zeichnung/Symbol (Blume, Tier, Schiff), das sie und ihre Zustimmung zu den Regeln repräsentiert zu unterschreiben. Hänge das Chart im Klassenzimmer für Jeden sichtbar auf.

Material: Papier, Stifte, Flipchart-Papier

 Fallstudien

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Beschreibung: Herr Smith ist ein Grundschullehrer, der die Regeln „ruhig sein“ und „aufzeigen“ während des Unterrichts mit jeder neuen Klasse eingeführt hat. Er diskutiert diese und andere Regeln mit den SchülerInnen und sein Zugang funktionierte über Jahre sehr gut. Aber in seiner neuen Klasse ist eine Schülerin namens Mary, die nicht dazu in der Lage scheint still zu arbeiten und aufzuzeigen, wie ihre MitschülerInnen. Sie kennt die Regeln und ihre Noten sind gut. Sie scheint den Unterricht auch nicht absichtlich zu stören, zeigt aber ein Redebedürfnis ihre Gedanken zu bestimmten Themen in verschiedenen Gegenständen auszudrücken. Gleichwohl, einige der anderen SchülerInnen fühlen sich durch ihre Kommentare abgelenkt und beginnen die Regeln zu hinterfragen, weil Herr Smith die Konsequenzen nicht anwendet. Er zögert mit der Bestrafung, weil er befürchtet, er könnte damit ihre Neugierde beschneiden. Andererseits glaubt er auch, dass sie die Regeln respektieren lernen muss.

Reflexionsfragen:

  • Was ist deine Hypothese zu Marys Bedürfnissen?
  • Wie könnte Herr Smith reagieren, um gleichzeitig zur Klasse fair zu sein und die Bedürfnisse von Mary zu respektieren?
  • Wie kann Herr Smith die eingeführten Grundregeln hüten und auch Marys Neugierde und Motivation unterstützen?
  • Wenn es nicht möglich ist die eingeführten Regeln aufrecht zu erhalten, wie sollten sie modifiziert werden?