Lernschwierigkeiten, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite

 Einleitung

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Ähnlich wie bei der Sprachentwicklung, sollte der allgemeine Lernprozess bestimmt sein, durch das natürliche Interesse und die Neugier des Kindes neue Dinge zu lernen. Daraus folgt eine automatische Konzentration auf den Lernprozess. Doch was, wenn nicht? Was, wenn ein Kind generell Schwierigkeiten hat sich zu konzentrieren und/oder speziell sich auf einen Lernprozess zu konzentrieren?

Nach dem Oxford Wörterbuch ist das Wort “Lernschwierigkeiten” definiert als: “Schwierigkeiten altersentsprechendes Wissen und Fähigkeiten auf dem Niveau gleichaltriger Kinder zu erwerben, besonders aufgrund von geistigen Behinderungen oder kognitiven Einschränkungen. Das Wort Lernschwierigkeiten wurde in den 1980´ern von Bedeutung. Es ist weit gefasst und umfasst sowohl das Down Syndrom als auch spezifische kognitive oder neurologische Umstände, wie Legasthenie oder Aufmerksamkeitsdefizit. Durch eine Betonung auf die erfahrenen Schwierigkeiten, und nicht auf den wahrgenommenen „Mangel“, erscheint der Begriff weniger diskriminierend und positiver als andere Begriffe, wie geistig Behindert.“

Natürlich kann nicht jedes Kind mit Lernschwierigkeiten als hyperaktiv eingestuft oder ein Aufmerksamkeitsdefizit nachgewiesen werden. Dennoch wollen wir nicht zu allumfassend werden, weshalb besonders die Themen Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität etwas tiefgreifender betrachtet werden sollen. Was sind also die Gründe für diese Phänomene und was unterscheidet ein hyperaktives Kind von einem „normal“ aktiven Kind? Gibt es überhaupt einen Unterschied?

Die Oxford University definiert Aufmerksamkeitsdefizit wie folgt: “Eine einer Reihe von Verhaltensauffälligkeiten, die vor allem bei Kindern auftreten und Symptome wie kurze Konzentrationsfähigkeit, Hyperaktivität und Lernschwierigkeiten vorweisen.“

Die Definition benennt bereits verschiedene Schlüsselbegriffe und Zeichen. Daher sollen hier im ersten Ansatz bestimmte Aspekte geklärt und klassifiziert werden.
Ein Aufmerksamkeitsdefizit beinhaltet häufig:

1) Ablenkbarkeit

  • Häufiges unaufmerksam sein, nicht realisieren von Details und zahlreiche Fehler bei den Hausaufgaben
  • Nicht das gleiche Konzentrationsniveau beim Spielen haben
  • Anscheinend nicht zuhören oder erinnern, was gesagt wurde
  • Unfähig vorgegebene Aufgaben zu organisieren oder zu strukturieren
  • Einfach abzulenken durch externe Einflüsse

2) Hyperaktivität

  • Ständiges hin und her bewegen auf dem Stuhl, nervöses Bewegen von Händen, Füßen etc.
  • Aufstehen im Unterricht oder zu einem anderen Moment, wo man eigentlich sitzen bleiben sollte
  • In ungewöhnlichen Situationen rennen
  • Augenscheinlich überdurchschnittlich und unkontrollierbar in Bewegung sein

3) Innere Unruhe/Impulsivität

  • Auf Fragen antworten, bevor die ganze Frage vernommen wurde
  • Schwierigkeiten damit haben in einer Reihe zu warten oder darauf zu warten an der Reihe zu sein
  • Stören im Unterricht
  • Viel sprechen ohne zu realisieren, ob es angebracht ist oder nicht

Sicherlich zeigen einige Kinder diese Symptome auffälligen Verhaltens in einer moderaten Art. Daher ist es notwendig jedes Kind von einem Experten begutachten zu lassen, um das jeweilige Level von Aufmerksamkeitsdefizit zu identifizieren. Betrachten wir die Summe der Auffälligkeiten und Eigenschaften, scheinen sie ein größeres Problem für die Umwelt, als für das jeweilige Kind selbst zu sein. Dennoch kann das Verhalten ernsthafte Schwierigkeiten in der Schule hervorrufen. Außerdem sind viele hyperaktive Kinder unglücklich oder sogar depressiv, da sie als Außenseiter von Gleichaltrigen nicht akzeptiert werden. Die Verhaltensauffälligkeit kann auch Grund dafür sein, Opfer von Mobbing zu werden.

Was soll also unternommen werden? Wie eingangs erwähnt können die Schwierigkeiten verschiedene Bereiche betreffen und unterschiedlich ausgeprägt sein. Somit müssen sie genauer herausgearbeitet und diagnostiziert werden, wofür nicht jeder den professionellen Hintergrund hat. Eine durchschnittliche Entwicklung beinhaltet bestimmte schritte zu einer bestimmten Zeit und häufig ändert sich das Verhalten ab einem bestimmten Alter. Dennoch können diese Schwierigkeiten weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen, welche das gesamte Leben und den Lebenslauf einer Person beeinflussen könnten.

Lernschwierigkeiten und/oder Aufmerksamkeitsdefizit sollten daher von Beginn an ernst genommen werden und es könnte ratsam sein einen Therapeuten zu kontaktieren, sobald Eltern oder Lehrer Auffälligkeiten bemerken.

 Übung

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Titel: Achtsamkeitstraining

Ziel: Aufmerksamkeit verbessern

Inhalt:  Geben Sie jedem Kind eine Tasse Tee (oder Saft) und bitten Sie die Kinder darum, sich völlig auf die Tasse und den Inhalt zu konzentrieren. Sie sollen sich die Flüssigkeit zunächst ansehen: „Welche Farbe hat sie?“, dann riechen: „Wonach riecht es?“ und schließlich langsam trinken: „Wonach schmeckt es?“ Sie sollen beim trinken die Frage „Wie schmeckt es?“ im Kopf haben. Bitten Sie die Gruppe noch einen Schluck zu trinken und an die Frage zu denken „Woran erinnert mich der Geschmack?“. Die Kinder sollen die Tasse langsam austrinken, aber immer daran denken, sich völlig auf den Prozess des Trinkens und die Eigenschaften des Tees (des Saftes) zu konzentrieren.

Sie sollen keinen anderen Gedanken zulassen. Diese einfach durchzuführende Übung sollte regelmäßig wiederholt werden.

Material: Tassen, Tee (oder Saft)


Titel: Welchen Buchstaben meine ich?

Ziel: Unterstützung der Konzentrationsfähigkeit.

Inhalt: Denken sie an ein Wort (zum Beispiel „Feuerwehrmann“) und an eine Nummer (zum Beispiel 8) und fragen sie in die Runde: „Mein Wort ist Feuerwehrmann und meine Nummer 8, welchen Buchstaben meine ich?“ Die korrekte Antwort wäre: „Sie meinen den Buchstaben h.“ Diese Aktivität kann auf das Interesse und das Wissen der jeweiligen Gruppe angepasst, häufig wiederholt oder als mögliche Zusatzaktivität zur Sprachentwicklung (siehe den Abschnitt Sprachentwicklungsstörung) angebracht werden.

Material: Kein spezielles Material benötigt.


Titel: Zählen

Ziel: Die Konzentrationsfähigkeit unterstützen.

Inhalt: Setzen Sie sich in einen Kreis und starten, indem Sie „1“ sagen, die Person neben Ihnen sagt „2“, die nächste „3“ usw. Wenn Sie auf den Tisch klopfen, ändert sich die Richtung, bis sie wieder klopfen. Weitere Änderungen und Erweiterungen können eingebracht werden und das ganze schwieriger und spannender machen. So können die Kinder darin unterstüt7zt werden sich voll und ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren.

Material:Kein spezielles Material benötigt.

Anmerkung
Einige der Aktivitäten, die im Abschnitt “Sprachentwicklungsstörung” vorgeschlagen werden, sind auch hier passend und können genutzt werden, um die Konzentrationsfähigkeit zu stärken und auf spielerische, einfache und effektive Art mit Lernschwierigkeiten, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten umzugehen.

Um Hyperaktivität zu begegnen, ist es ratsam Aktivitäten im Stil des d2 Aufmerksamkeitstest zu machen. Ein Beispiel hierfür ist das folgende Arbeitsblatt mit Schaufeln, bei welchem die, welche nach rechts zeigen rot und die, welche nach links zeigen grün angemalt werden sollen.

 Fallstudien

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John ist ein fünfjähriges Kind, welches Schwierigkeiten hat, sich in die Klasse zu integrieren, da er ständig andere Kinder unterbricht, den Unterricht oder auch beim Spielen stört und darauf aus ist stets die Aufmerksamkeit des Lehrers zu bekommen. Der Lehrer kann die Klasse nur unter großer Anstrengung beruhigen, da John permanent seine Rolle als Klassenclown spielt. Nach einigen Wochen konsultiert der Lehrer seine Kollegen und diese schlagen ihm vor mit den Eltern in Kontakt zu treten.

Die Eltern sehen jedoch keinen Grund zur Sorge, John ist in ihren Augen nur ein aktives Kind. Sie sehen es als Aufgabe des Lehrers an, auf John tagsüber aufzupassen. Da John und seine Familie neu in der Stadt ist, gibt es keine Informationen von anderen Experten, weshalb der Lehrer nicht weiß, ob die Auffälligkeiten schon länger existieren, oder vielleicht erst durch den Umzug entstanden sind.

Fragen zur Reflexion

  1. Anstelle des Lehrers, was würden Sie machen und warum?
  2. Anstelle der Kollegen des Lehrers, was würden sie machen und warum? Welchen Ratschlag würden Sie geben?
  3. Stellen Sie sich vor, Sie seien ein externer Berater im Arbeitsumfeld von Lehrern (ein Arzt oder ein Abgeordneter der Kommune) was würden Sie tun und warum? Welche Ratschläge würden sie dem Lehrer zur Unterstützung geben?